Gerade habe ich einen Artikel gelesen, indem Forscher behaupten Hundeführer beeinflussen das Suchverhalten ihres Hundes. Dabei geht es darum, dass Hunde mehrfach Sprengstoff anzeigten, wo keiner war aber ihre Führer durch Hinweise der Forscher annahmen, dass dort welcher sein muss. Die Forscher führen dieses Verhalten darauf zurück, dass die Hundeführer, übrigens alle sehr erfahren, durch geringste Zeichen in Mimik und Gestik die Hunde unbewusst beeinflussen.
Das unauffällige Verhalten der Hundeführer manipulierte die Hunde mehr als der Duft von ausgelegten Würstchen.
Ich finde dieses Verhaltensexperiment in zweierlei Hinsicht interessant. Zum einen zeigt es wie wichtig die Neutralität des Hundeführers bei der professionellen Arbeit mit Hunden wäre. Zum Anderen, und das ist der Punkt den ich gerade so spannend finde, wie gut uns unsere Hunde einschätzen können und wie sensibel sie auf unser Verhalten und unsere Emotionen reagieren. Für mich bedeuten diese Erkenntnisse einmal mehr wie wichtig Authentizität im Zusammenleben und in der Ausbildung des Hundes ist.
Tatsächlich lassen sich unsere Hunde sehr viel intensiver auf uns ein, wie wir Menschen bisher für möglich hielten. Zudem bestätigen diese Beobachtungen, dass Hunde Emotionen ihrer Menschen wahrnehmen und einordnen können. Diese Erkenntnisse gehen weit über die bisherige Annahme: „Mein Hund versteht jedes Wort!“ hinaus.
Natürlich ist es ein Trugschluss zu vermuten der Hund könnte einem in längeren Monologen folgen und sich in unsere emotionalen Schwierigkeiten mit anderen Menschen hineinfühlen. Ich denke dieses Kennen und Erkennen unserer Botschaften an ihn, versteht der Hund aus einem Gesamtkontext aus Beobachtungen, Erfahrungen und dem Ziehen von klugen Rückschlüssen.
Das wiederum bestätigt mich in meiner sehr kritischen Haltung gegenüber jeglichen Hilfsmitteln in der Hundeausbildung. Ich denke es ist nicht die Schleppleine, die den Hund beeinflusst sondern das Sicherheitsgefühl welches der Hundehalter durch diese bekommt. Ein Hund an der Leine ist sicher und meist kontrollierbar. Ich beobachte immer wieder wie Menschen ihren Hund an der Leine regelrecht vergessen und einfach ihres Weges gehen. Sogar wenn „Bei Fuß gehen“ gerade eine Übungssequenz ist.
Interaktion findet nicht statt schließlich ist die Situation „abgesichert“. Wollen sie den Hund später „frei bei Fuß“ führen, fehlt das Vertrauen und das „Lesen“ des Hundes. Dem Hund fehlt die Anleitung und Führung. Er hat bisher nur erfahren: an der Leine oder frei. Das gesamte Spektrum der „geistigen Leine“, also frei sein und trotzdem in Verbindung bleiben, wurde ihm von Seiten des Menschen vorenthalten.
Dass der Hund jederzeit bereit ist sich auf seinen Menschen einzulassen prägt unsere jahrhundertlange gemeinsame Vergangenheit. Gerade das sich auf den Hund einlassen, ihn in seiner Gesamtheit erleben, ihn fördern und sich seine Fähigkeiten zu Nutze zu machen ist für beide Seiten erfüllend.
Kommentar schreiben